2009, Darwin-Jahr! Und exakt heute ist der Tag. Derzeit flimmert es auf allen Kanälen, keine Zeitung oder Zeitschrift kommt an dem Herren vorbei: Wir begehen den 200sten Geburtstag von Charles Darwin. Und das ist ja ein sehr positives Andenken.
Während des letzten Besuches in der Stadtbibliothek fiel mir ein Buch auf, welches ich nicht wirklich wieder zurücklegen konnte, hatte ich doch einen Tag zuvor im Nordwest-Radio eine positive Kritik zu eben diesem Werk gehört.
Jürgen Neffe reist auf den Spuren Darwins, versucht dessen Reise mit der Beagle nachzuvollziehen und versucht dabei herauszufinden, was den Wandel von Darwin, dem mäßigen Studenten , Anhänger der Ideen des Kreationismus und veraussichtlich späterem Geistlichen, zu Charles Darwin, dem Begründer der Evolutionstheorie auslöste. Und das geling Neffe durchaus. Dazu trägt auch ein von ihm häufig gewähltes Stilmittel bei: Wann immer es passend erscheint, lässt Jürgen Neffe Charles Darwin – in Form seiner Notizen – zu Wort kommen um auch seine, Neffes, Erlebnisse zu beschreiben.
Auch versucht Neffe dem “Erleben” des Charles Darwin nachzuspüren, dem Erstaunen, dem wachsenden Wissensdrang und eben Darwins Sicht der Dinge (in damaliger Zeit, vor mittlerweile über 170 Jahren). Um dieses zu erreichen verknüpft er wortgewandt Darwins reichhaltige Aufzeichnungen mit seinen eigenen Erlebnissen und Gedanken. Und hier geht es in eine Richtung die mir persönlich nicht so gut gefällt. Das Buch entwickelt Längen und Einiges scheint sich zu wiederholen: Neuer Ort, Menschen kennenlernen, gemeinsame Reise zu einem besonderen Ort, Abschied, nächster Ort. Und so weiter, und so fort. So zumindest mein Empfinden nach einem Drittel des Buches. Außerdem besitzt manches einfach nicht mehr diese ungeheure Anziehungskraft des Neuen, Aufregenden. Eigentlich ist das auch recht logisch, denn der Wissensstand des durchschnittlich allgemeingebildeten und aufgeklärten Lesers dürfte ungleich höher sein, als der von Darwins Zeitgenossen. Die bereisten Regionen sind heute eben keine Terra incognita, vieles, was damals entdeckt und als Theorie erstmals entwickelt wurde ist heute bestehendes Wissen “seit Alters her”.
Letztendlich bleibt das Buch aber stets, was es wohl auch sein sollte, eine Reiseerzählung von Neffe. Der schräge, weil geneigte Leser erfährt vieles über und von Darwin, es überwiegt aber die Schilderung der Erlebnisse und Eindrücke im Hier und Jetzt. Das macht dieses Buch nicht weniger lesenswert, nur hatte ich etwas anderes erwartet, mehr “Darwin Inside” vielleicht. Etwas anderes zu schreiben wäre Jürgen Neffes Buch gegenüber unfair.
Jürgen Neffe - Darwin Das Abenteuer des Lebens
Gebundene Ausgabe: 544 Seiten
Verlag: Pantheon (2. Januar 2009)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3570010120
ISBN-13: 978-3570010129