Das im Original “Julius Winsome” betitelte Buch wird im allgemeinen in die Kategorie “Thriller” sortiert. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob das so richtig sein kann. Aber zäumen wir das Pferd nicht von hinten auf, worum geht es in diesem Roman von Gerard Donovan?
Julius lebt seit Jahrzehnten in einem Blockhaus, im äußersten Norden Mains. Ihm gefällt die selbstgewählte Einsamkeit meist gut. Seinen einzigen ständigen Begleiter, ein Pitbull Terrier namens Hobbes, hat er vor einigen Jahren angeschafft. Eine Frau, mit der Julius Winsome eine relativ kurze Beziehung hatte, war an dieser Anschaffung nicht ganz unschuldig. Allerdings ist diese Beziehung schon vor einigen Jahren auseinander gegangen. Und so lebt Julius zusammen mit Hobbes, seinen Blumen, die er liebt, und zusammen mit über dreitausend Büchern, welche ihm von seinem Vater vererbt wurden.
Der Winter steht vor der Tür, da hört Julius eines Tages einen Schuß, nicht weit von seinem Haus entfernt. Nur kurz darauf findet er seinen Hund sterbend, getroffen von einer Ladung Schrot, die offensichtlich aus nächster Nähe abgefeuert wurde. Vermutlich einer der Jäger, die jetzt, zu Beginn der Jagdsaison in “Scharen” durch die Wälder Maines streifen. Der Tod des Hundes verändert einiges:
„Als ich wieder in der Hütte war und das Feuer schürte, spürte ich zum ersten Mal, dass er mir fehlte, und dieses Gefühl versetzte meinem Herz einen schrecklichen Schlag, denn auf einmal begriff ich die wahre Bedeutung des Wortes ‚tot’. Es bedeutet, dass niemand sieht, wie man lebt und was man tut.“
Kein Irrtum ist möglich, der Hund wurde mit voller Absicht erschossen. Schnell reift der Plan Rache zu nehmen. Und dieses tut er dann auch, auf eine eigene, radikale Art. Mit einem geerbten Scharfschützengewehr werden die Jäger gejagt. Winsome schießt erst und fragt dann. Allerdings kann er so keine Sicherheit erlangen, den Mörder von Hobbes auch tatsächlich zu erwischen…
Donovan erzählt die Geschichte von Julius Winsome letzten Winter in ruhigen, oftmals melancholischen Worten. Dabei befindet sich der Leser stets ganz dicht bei dem Protagonisten, man erlebt diesen Roman aus der Ich-Perspektive. Und man versteht Julius Winsome, seinen Kummer und seine Rache nur zu gut. Ein sehr schön geschriebener Roman, eine aufwühlende Geschichte. Lesen!
Pressereaktionen
„Winter in Maine hat mich mitgerissen wie eine Lawine. Schon in den ersten Sätzen entwickelt Gerard Donovans Stil eine elementare Sogwirkung, die Idee des Romans kann niemanden kaltlassen. Lesen, diskutieren Sie dieses Buch, aber Vorsicht: Die Interpretation Ihres Gegenübers lässt Sie auf den Grund seiner Seele blicken, ebenso wie Ihre eigene alles preisgibt, was man über Sie wissen muss.“ (Nicole Lindgens / BuchMarkt )
“Kann man sich für den Verlust der vollkommenen Liebe rächen? Eine erschreckende und zugleich herzzerreißende Antwort gibt dieser meisterhafte Roman.” (Nuala O’Faolain )
“Ein kleines Meisterwerk … eines jener seltenen Bücher, die lebensklug und dabei höchst unterhaltsam sind.” (Colum McCann )
Gerard Donovan
Winter in Maine
Luchterhand Literaturverlag
ISBN-10: 3630872727
ISBN-13: 978-3630872728